Bis zum Wasserwerk ist der Weg flach, doch nun wartet der größte und längste Anstieg auf der gesamten Buntsandsteinroute auf uns. Eine Informationstafel des Nationalpark Eifel zeigt uns den weiteren Wegverlauf an. Unser Ziel für die Mittagspause ist der Wilde Weg. Bis hierhin müssen wir nun erstmal 270 Höhenmeter auf den nächsten 5km stetig ansteigen. Die ersten Meter gehen nur leicht bergauf und man hat Zeit den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören. So früh am Morgen, wie wir unterwegs sind, herrscht in den Wäldern noch absolute Ruhe. Aus der Ferne kann man bereits das plätschernde Wasser hören. Im wasserreichen Nationalpark gibt es verschiedenste Quellen und an so einer kommen wir auch wenige Meter später vorbei. Man kann sich gut vorstellen, wie in ein paar Jahrtausenden aus dem kleinen Bächlein wohl ein schöner Wasserfall wird, denn im Nationalpark Eifel regiert der Baumeister “Natur”.
Der Weg führt in verschiedenen Kurven weiter bergauf und eröffnet immer wieder schöne Blicke ins Tal der Rureifel. An einer weiteren Spitzkehre fällt uns plötzlich der Untergrund auf. Zuvor bewegen wir uns noch auf herkömmlichen Waldboden und Feldwegen, nun aber kommt der Schiefer zum Vorschein. Die Buntsandsteinroute verläuft nämlich auch über die Grenze zum Rheinischen Schiefergebirge. Hier ist der Wechsel der Gesteinsarten deutlich erkennbar. Von hieran wird der Weg auch ein wenig steiler und wir sind dankbar für die Rastbank, die uns kurz vor einem Warnschild die notwendige Verschnaufpause gönnt. Der folgende Wegabschnitt gilt als “besonders gefährlich”, da der Borkenkäfer und die Trockenheit der vergangenen Jahre den hier häufig aufzufindenden Fichten ordentlich zugesetzt hat und Äste abbrechen sowie ganze Bäume auch ohne Wind leicht umkippen können. Daher heißt es nun, zügig weiterwandern.
Nach den Fichten folgen die für den Nationalpark typischen Buchenwälder. Gerade im Herbst ist es bei Sonnenschein ein tolles Erlebnis durch die von unzähligen gelben und orangefarbigen Blättern bedeckten Wege zu streifen. Der Weg durch den Wald endet nun an einer Straße, welche es zu überqueren gilt, um ihr dann linker Hand parallel bergauf zum Parkplatz am Wilden Weg zu folgen. Schade ist es, dass die offizielle Wegeführung nicht über den Wilden Weg führt, sondern nur daran vorbei. Wir empfehlen allen Wanderern den Abstecher über den wohl schönsten Walderlebnisweg in NRW, wenn nicht sogar in ganz Deutschland, zu folgen. Der Wilde Weg ist zwar ein kleiner Umweg von ca. 1,5km, wer jedoch einiges über die Natur im Nationalpark lernen will, sollte diesen in Kauf nehmen. Dieser ist nicht nur für Menschen mit Gehbehinderung ausgebaut, sondern ebenso für blinde und gehörlose Menschen geeignet. Eröffnet wurde der Weg 2014 und führt über Holzstege durch den Mischwald aus Buchen, Ahorn, Birken und Fichten. Immer wieder gibt es Hörstationen, an welchen der Wanderer auf Deutsch, Niederländisch, Englisch und Französisch etwas über die Flora und Fauna lernt. Besonders für Kinder ist der Balanceakt auf den Baumstämmen am “Abenteuerweg” mitten durch Sträucher auf einer offenen Lichtung ein Erlebnis. Jeden Sonntag um 13 Uhr kann man sogar kostenlos und ohne Voranmeldung an einer Führung mit einem Nationalpark-Ranger teilnehmen.
Ein paar Meter laufen wir wieder auf der Buntsandsteinroute, ehe diese nun in Richtung Urftseestaumauer abbiegt. Hier verlassen wir nun die offizielle Wegeführung und folgen dem Wilden Weg weiter bergauf, bis wir den Eifel-Blick Hirschley erreichen. 180m liegt dieser Aussichtspunkt über dem Rursee, über welchen man den Blick streifen lassen kann. Hier nutzen wir die Zeit und gönnen uns auf den vorhandenen Bänke eine wohlverdiente Mittagspause.
Von der Hirschley aus heißt es nun noch ein letztes Mal ein paar Meter bergauf, ehe wir den höchsten Punkt unserer Wanderung auf 500m NHN erreichen. Hier gibt es am sogenannten Paulushof mit 5 Picknickbänken für Familien und Wandergruppen die ideale Gelegenheit eine Pause einzulegen. Inmitten der Bänke ist auf der Wiese genug Platz, um im Sommer ein Picknick zu machen oder Federball zu spielen. Bei aller Spielerei sollte man aber stets darauf achten, seinen Müll wieder mitzunehmen, denn wir befinden uns immernoch im Nationalpark. Von hier aus gehen wir weiter geradeaus und folgen nun den Schildern in Richtung Rurberg. Das Hindernis für Mountainbiker kündigt nun den steileren Abstieg an. Wir wandern über schmale Waldpfade und wenig später auf leicht alpinen Geröllpfaden in Serpentinen hinab zum Rursee. Dabei kann man zwischen dem lichten Blätterdach im Spätherbst Blicke auf den Obersee und den Ort Rurberg erhaschen. Am Radweg angekommen, der am Rursee entlang führt, fehlen nur noch ein paar Meter, bis wir unser Ziel erreichen. Wir überqueren den Damm zwischen dem Obersee und dem Rursee und staunen über die Wassermassen, welche über die Staumauer hinabströmen. Hier ist unser Zielpunkt erreicht: Das Nationalpark-Tor Rurberg. Die Ausstellung in der Tourismus-Information des Ortes informiert uns insbesondere über Wasserqualität der Eifel und die Tiere, welche in und um die Wasserflächen des Nationalparks leben.
Ca. 45 km Buntsandsteinroute haben wir nun in 3 Etappen hinter uns gebracht. Im Sommer bietet sich eine Schifffahrt zurück nach Schwammenauel an. Von Schwammenauel erreicht man den Startpunkt Heimbach entweder mit dem Bus oder der Rurseebahn und wer noch Kraft in den Beinen hat, kann von Schwammenauel über den Dschungelpfad zurück nach Heimbach wandern.
Auf ca. 45 Kilometern ist die Route vollgepackt mit allem, was das Wanderherz begeistert. Von alten Burgen, imposanten Felsformationen, einzigartiger Flora und Fauna im Nationalpark und Fluss und Seelandschaften. Der Weg führt immer wieder durch Täler mit romantischen Fachwerkdörfern wie Abenden oder Hausen und Heimbach, an anderer Stelle wieder über die Höhen der Gebirgszüge der Nordeifel und eröffnet traumhafte Aussichten. Bänke zum Ausruhen und Restaurants laden zum kulinarischen Boxenstopp ein. Eine wahrlich facettenreiche Wanderung!